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Warum hat es in Zürich mehr Fledermäuse als in anderen Städten Europas?

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25.11.2021 | Fiona Galliker

 

In Zürich sind in der Nacht mehr Fledermäuse unterwegs als in anderen europäischen Städten. Dies haben Forschende der WSL herausgefunden. Grund dafür ist, dass es rund um Zürich viele unterschiedliche Wälder gibt. Damit Fledermäuse und nachtaktive Insekten auch weiterhin in städtischen Gebieten leben können, muss es in den Städten aber wieder dunkler werden.

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Fledermäuse und Insekten, die in der Nacht aktiv sind, leben gerne in Gebieten mit zusammenhängenden Grünflächen und in der Nähe von Gewässern.
  • Davon gibt es in Zürich viel, darum fliegen hier in der Nacht auch mehr Fledermäuse als in anderen europäischen Städten.
  • Die meisten Arten werden aber durch das viele Licht in der Stadt gestört.
 

Wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, werden einige Lebewesen erst so richtig aktiv. Der Igel und der Fuchs zum Beispiel. Sie meiden in ihrer natürlichen Umgebung das Licht. Doch in unseren Städten wird es heute gar nicht mehr richtig dunkel. Strassenlampen, helle Schaufenster und Gebäudebeleuchtungen lassen die Städte regelrecht erstrahlen in der Nacht. Viele Städte sind darum für einige nachtaktive Tiere unbewohnbar geworden.

Das viele Kunstlicht führt zu einer richtiggehenden «Lichtverschmutzung». Martin Obrist ist Insekten- und Fledermausspezialist an der WSL. Er hat herausgefunden, dass es in Zürich nachts zwar auch hell ist, dass hier aber trotzdem mehr Fledermäuse und Insekten unterwegs sind als zum Beispiel in Paris (Frankreich) oder Antwerpen (Holland).

 

Wie untersucht man nachtaktive Tiere?

Fledermäuse können durch Ultraschall-Rufe, die für uns nicht hörbar sind, ihre Umgebung erkunden und Insekten aufspüren. Die Laute können nur mit speziellen Geräten erfasst werden und tönen wie Vogelgezwitscher, wenn man sie verlangsamt abspielt.

Nachtaktive Insekten orientieren sich in der Dunkelheit am Licht des Mondes oder der Sterne. Um nachtaktive Insekten in der Wildnis zu fangen, stellen Forschende deshalb kleine Lichtfallen auf, die mit ihrem Leuchten Insekten anlocken.

 

In diesem Bienenhotel (links) nisten Bienen. Im oberen Kästchen ist ein Aufzeichnungsgerät für Fledermäuse versteckt. Die PET Flasche (rechts) ist eine Insektenfalle mit der nachts Insekten gefangen werden können. Fotos: Martin Obrist, WSL

 

Auch Nachtschwärmer mögen es grün

Wie alle Lebewesen, die am Tag aktiv sind, benötigen auch die Nachttiere eine unversehrte Umwelt. Für Fledermäuse und Insekten bedeutet das, dass sie Zugang zu Nahrung und Flüssigkeit brauchen, ohne dass sie dabei irgendwelche Hindernisse überwinden müssen. Martins Untersuchungen zeigen, dass in städtischen Gebieten die Nähe zu Grünflächen und Gewässern für die Fledermäuse und Insekten besonders wichtig ist.

Die einzelnen Grünflächen sollten gut miteinander verbunden sein. Grosse Gebäude oder stark befahrene Strassen stellen für die Tiere Hürden dar und schränken ihre Bewegungsfreiheit erheblich ein. Martin vermutet, dass Zürich unter den Nachtschwärmern deshalb so beliebt ist, weil es in Stadtnähe sehr viele gut vernetzte naturnahe Gebiete und Waldflächen gibt. «Innerhalb der Stadt sollten Grünflächen wie ein Netz miteinander verbunden sein», sagt Martin.

 

Welche Fledermausart setzt sich durch?

Doch auch dann können nicht alle Fledermausarten ihren Lebensstil gleich gut an das Stadtleben anpassen. Spezialisierte Arten, die zum Jagen einen weiten Luftraum benötigen oder gerne im Waldinnern jagen, können in der Stadt nur schwer leben. Anpassungsfähigere Arten, die weniger Ansprüche an ihren Lebensraum haben und auch am Waldrand jagen, kommen hingegen auch in der Stadt gut zurecht.

Die am häufigsten beobachtete Art in Zürich ist die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus). Der kleinen Fledermaus macht das viele Licht weniger zu schaffen als den anderen Arten. Sie hat genügend Nahrung, da das Kunstlicht in der Stadt viele Insekten anlockt. Benachteiligt sind dadurch aber lichtscheue Fledermausarten (z.B. Langohrfledermäuse, Hufeisennasen oder viele andere Arten, die im Wald leben). Weil sie das Licht meiden, haben sie weniger Nahrung.

 

Wie kann man die Artenvielfalt schützen?

Martin sagt, dass es in den Städten wieder weniger Licht haben sollte. Nur dann können Fle-dermäuse und Insekten dort weiterhin gut leben. Damit sich die Tiere in der Stadt wohler fühlen und besser orientieren können, gibt es spezielle Lampen. Diese leuchten nur, wenn das Licht auch wirklich gebraucht wird.

 

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