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24.09.2018 | Junior-News
Ja, was soll denn das? Wissenschafter aus aller Welt haben Zigtausende von Teebeuteln in Wäldern und anderen Ökosystemen vergraben. Sie haben aber nicht ihren Abfall entsorgt, sondern ein wissenschaftliches Experiment durchgeführt. Sie möchten besser verstehen, wie Pflanzenmaterial im Boden abgebaut wird.
Es klingt zwar seltsam, ist aber tatsächlich ernst zu nehmende ökologische Forschung: Über 300 Wissenschaftler, darunter auch mehrere von der WSL, haben auf 6 Kontinenten Teebeutel von zwei Sorten Tee im Wald vergraben: Rooibos und Grüntee von einer bekannten Marke, wie man sie in jedem Supermarkt kaufen kann.
Im Sommer 2016 haben alle diese vielen Forscherinnen und Forscher insgesamt 570 Standorten in diversen Ökosystemen besucht und mindestens 32 Teebeutel pro Standort verbuddelt. Das waren insgesamt ungefähr 35‘000 Stück! Immer nach 3, 12, 24 und 36 Monaten gruben respektive graben die Wissenschaftler vier von jeder Sorte wieder aus. Sie trocknen die Beutel und wägen sie: Danach wissen sie, wie viel von dem Tee abgebaut wurde.

Teebeutel auf Berggipfeln
Auch in der Schweiz wurden Teebeutel vergraben, nämlich auf acht Standorten der Langfristigen Waldökosystemforschung (LWF) und auf sechs Berggipfeln.
Das clevere an den zwei Teesorten ist, dass der Grüntee aus Blättern besteht und der Rooibos-Tee aus den holzigen Zweigen des Rooibos-Strauchs. Damit stellen die beiden Teesorten verschiedene Arten von abgestorbenen Pflanzenteilen im Wald perfekt dar. Weil überall auf der Welt exakt die gleichen Teebeutel verwendet wurden, können die Wissenschaftler nun die Abbauprozesse im Boden ganz genau vergleichen.
Und was soll das Ganze? Der Abbau von abgestorbenen Pflanzenteilen hat eine Menge mit der Rolle von Böden im Klimawandel zu tun. Wenn Bodenlebewesen die Pflanzenreste fressen und verdauen, wandeln sie das feste Material in für die Pflanzen wichtigen Nährstoffen um und setzten dabei das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) um. Dieses steigt in die Atmosphäre auf und trägt zu deren Erwärmung bei.
Wenn der Abbau jedoch langsam vorangeht (z.B. wenn es kalt ist), dann wird die organische Substanz angesammelt. Sie wirkt dann als ein Kohlenstoffspeicher, das heisst, entgegen der Erwärmung.
Grüntee hat die Nase vorn
Nach den ersten drei Monaten können die Forscherinnen und Forscher schon mal sagen, dass in allen Lebensräumen der Grüntee schneller abgebaut wird als der Rooibostee. Das liegt vor allem daran, dass Grüntee andere chemische Zusammensetzung hat, zum Beispiel es beinhaltet Substanzen, die sich gut im Wasser lösen und deshalb mit dem Regen aus dem Teebeutel ausgewaschen werden.
Ob andere Dinge wie das lokale Klima auch eine Rolle spielen, darüber werden die Forscher mehr wissen, wenn sie die übrigen Teebeutel nach 1, 2 und 3 Jahren ausgegraben haben.
Markus Didion von der WSL ist sehr gespannt darauf, denn er programmiert Computermodelle über den Pflanzenabbau. «Damit können wir das, was wir in der Schweiz messen, mit Resultaten auf der ganzen Welt vergleichen.» Darum findet er den Versuch «genial».
Über die Teebeutel-Studie haben die Forscherinnen und Forscher im sehr angesehen Fachmagazin «Science of the Total Environment» einen Artikel geschrieben.