Navigation mit Access Keys

WSL-JuniorBiodiversitätBiodiversität erforschenKönnen «intelligente» Strassenlampen Insekten helfen?

Können «intelligente» Strassenlampen Insekten helfen?

Hauptinhalt

 

11.11.2020  |  Rahel Künzler

 

Strassenlampen locken jede Nacht viele Insekten in eine tödliche Falle. Es gibt aber heute neue Lampen, die automatisch weniger Licht abgeben, wenn sie nicht gebraucht werden. Diese sparen nicht nur Strom, sondern machen auch die Nacht dunkler. Dies hilft nachtaktiven Insekten und Fledermäusen, hat Janine Bolliger von der WSL herausgefunden.

 
 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Viele nachtaktive Insekten werden vom Kunstlicht der Strassenlampen angelockt und sterben dann vor Erschöpfung.
  • Neue Strassenlampen mit Dimmung leuchten bei wenig Verkehr automatisch weniger hell.
  • In einem Experiment haben Forschende unter den neuen Lampen pro Nacht nur etwa halb so viele Insekten gefangen wie unter voll leuchtenden Lampen.
 

«Fenster auf, Licht aus.» Das weiss doch jedes Kind. Bleibt das Licht trotzdem einmal brennen, schwirren schon nach wenigen Minuten Insekten um die Zimmerlampe. Künstliches Licht in der Nacht verwirrt nachtaktive Insekten, die sich sonst am Mond und den Sternen orientieren. Statt zu fressen oder sich einen Partner zu suchen, umkreisen sie die Lampe, bis sie vor Erschöpfung sterben. Künstliches Licht in der Nacht wie das von Strassenlampen stört also die an Dunkelheit angepassten Nachtinsekten.

 

Automatisch «gedimmte» Strassenlampen

Heute kann man Strassenlampen so steuern, dass sie nur dann hell leuchten, wenn sie auch wirklich gebraucht werden. Zum Beispiel meldet ein Bewegungsmelder der Lampe, wenn sich ein Auto nähert. Dann leuchtet sie für kurze Zeit hell auf. Wenn gerade niemand die Strasse entlangfährt, vermindert die Strassenleuchte ihre abgestrahlte Lichtmenge. Sie ist dann abgedunkelt oder «gedimmt». Der Autofahrer merkt gar nichts davon.

Diese Strassenlampen brauchen bis zu einem Drittel weniger Strom als Vollbeleuchtung die ganze Nacht über. Aus diesem Grund montierte das Elektrizitätswerk des Kanton Zürich (EKZ) vor einigen Jahren 27 der neuen Strassenlampen versuchsweise in Urdorf und in Regensdorf.

Janine ist Biologin an der WSL. Sie wollte herausfinden, ob dimmbare Lampen auch weniger Insekten anlocken als Lampen, die die ganze Nacht lang voll leuchten. Dazu machte sie im Sommer 2017 mit dem EKZ zusammen einen Versuch. Eine Woche lang brannten die Lampen ganz, und eine Woche lang waren sie gedimmt, wenn kein Auto kam. Unter den Lampen montierten sie Insektenfallen.

 
 
 
 

Weniger Licht, weniger gefangene Insekten

Knapp drei Monate dauerte der Versuch. In dieser Zeit wurden unter den gedimmten Lampen pro Nacht nur etwa halb so viele Insekten gefangen als bei den voll leuchtenden Strassenlampen. Was die Biologin sehr spannend fand: Nicht alle Insekten sind gleich empfindlich auf künstliches Licht. Wanzen zum Beispiel gingen beim gedimmten Licht viel seltener in die Fallen als bei Volllicht, während Käfer nicht stark auf die Veränderung der Lampenhelligkeit reagierten.

 

Bedrohte Fledermausarten mögen kein Licht

Für viele Arten von Fledermäusen sind Strassenlampen auch ein Problem. Manche finden unter den Lampen einen reich gedeckten Insektentisch, andere meiden das helle Licht so stark, dass es für sie wie eine unsichtbare Wand ist.

Bis jetzt haben die Forscherinnen und Forscher noch nicht gewusst, welche der 30 Fledermausarten in der Schweiz vom nächtlichen Licht besonders stark gestört werden. Der WSL-Fledermausexperte Martin Obrist ging mit einem speziellen Messgerät namens «Batlogger» zu den dimmbaren Strassenlampen. Dieses kann die für das menschliche Ohr nicht hörbaren Rufe von Fledermäusen beim Jagen von Insekten aufnehmen. Die Jagdrufe konnte der WSL-Forscher später mit einem Computerprogramm den verschiedenen Fledermausarten zuordnen.

Martin fand so heraus, dass leider gerade Fledermausarten wie Hufeisennasen und Langohrfledermäuse, die in der Schweiz immer seltener geworden sind, nachts fast nie unter Strassenlaternen Futter suchen. Auch unter den gedimmten Lampen waren sie kaum zu finden. Dank diesen Beobachtungen weiss man nun, dass vor allem gefährdete Fledermausarten lichtscheu sind.

 

Für eine dunklere Nacht

«Am besten für die Nachttiere wäre es, das künstliche Licht nachts ganz abzuschalten», findet Janine. Aber das geht nicht, weil die Strassenbelechtung für die Sicherheit des Verkehrs wichtig ist. Da können automatisch dimmbare Lampen ein guter Mittelweg für Menschen und Tiere sein.

 

HIER ERFÄHRST DU MEHR

 

xxx Du verlässt jetzt die WSL-Junior Seite.