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Wie sorgt der Tannenhäher für die Ausbreitung der Arve?

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05.11.2020  |  Nancy Bolze

 

Der Tannenhäher ernährt sich hauptsächlich von den Samen der Arven, einer Nadelbaumart im Gebirge. Ausserdem legt er davon Vorräte im Boden an. Doch weil er nicht alle Samen frisst, können einige davon später zu neuen Bäumen austreiben. Damit unterstützt der Vogel die Fortpflanzung und Ausbreitung der Bäume.

 

Die Arve, in Deutschland und Österreich auch Zirbe genannt, kann mehrere hundert Jahre alt werden. Sie erträgt Temperaturen bis zu -40°C und wächst im Gebirge meist am obersten Waldsaum. Deshalb wird sie als «Königin der Alpen» bezeichnet. Dort kommt sie gemeinsam mit Lärchen, Alpenrosen und Heidelbeeren vor. Arven wachsen sehr langsam und tragen erst nach ungefähr 40 Jahren zum ersten Mal Zapfen. Darin befinden sich, gut geschützt unter den dunklen Schuppen, bis zu 150 Samen. Diese sind ungefähr dreikantig und von einer harten Schale umgeben.

 
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Der Tannenhäher mit seinem gut erkennbaren weiss getüpfelten Gefieder. Foto: Eike-Lena Neuschulz, Senckenberg Forschungszentrum, Frankfurt am Main
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Vereinzelte Arven am oberen Waldsaum im Arvengarten, Kleine Scheidegg oberhalb von Grindelwald. Foto: Sabine Brodbeck/WSL
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Die reifen, bläulich-schwarzen Arvenzapfen befinden sich meist so weit oben im Baum, dass wir sie vom Boden aus kaum sehen können. Foto: Ueli Wasem/WSL
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So sehen die Arvensamen mit (oberste Reihe) und ohne Schale (unterste Reihe) aus, wenn sie aus dem Zapfen herausgeschält sind. Rechts im Bild liegt ein Büschel mit fünf Arven-Nadeln. Foto: Sabine Brodbeck/WSL
 

Was ist denn eine Zapfen- oder Arvenschmiede?

Der Tannenhäher lebt im Gebirgswald, wo er sich vorwiegend von Arvensamen, gelegentlich auch von Haselnüssen ernährt. Er heisst in der Fachsprache der Biologie Nucifraga caryocatactes. Der Name Nucifraga kommt aus dem Lateinischen und bedeutet «Nussbrecher» (von nux=Nuss und frangere=brechen).

Tannenhäher bringen Arvenzapfen von den Bäumen zu einer Zapfen- oder Arvenschmiede. Das kann ein Baustumpf als Unterlage sein oder eine Astgabel, in die der Zapfen eingeklemmt wird. Mit ihren kräftigen Schnäbeln entfernen die Vögel die Schuppen von den Zapfen. Dann picken sie die Samen heraus. Entweder hacken sie auch die Schale auf und fressen die Samen vor Ort oder sie sammeln sie samt Schale im Kehlsack unter der Zunge. Darin können sie gegen 100 Arvensamen auf einmal verstauen. Bis zu 15 Kilometer weit fliegen sie damit.

Im Sommer und Herbst legen Tannenhäher im Boden Verstecke mit je ungefähr zehn Samen an. Die meisten Vorratslager (etwa 80%, das heisst 8 von 10) suchen sie im Laufe des Winters wieder auf und fressen die Arvensamen. Manchmal liegen die Verstecke sogar unter einer meterdicken Schneedecke.

 

Ein gefiederter Förster

Mit dem Anlegen von tausenden von Verstecken, helfen Tannenhäher den Arven dabei, sich auszubreiten und fortzupflanzen. Die schweren und harten Samen der Arve stecken fest in den Zapfen. Das unterscheidet sie von vielen anderen Nadelbäumen, deren Samen lose in den Zapfen stecken und dank Flügelchen leicht vom Wind weggetragen werden. Weil Tannenhäher nicht alle ihre Vorratsverstecke benötigen, bleiben immer einige Samen übrig. Diese können im Frühjahr auskeimen und es wachsen junge Bäume heran. Tannenhäher und Arven sind für ihr Überleben aufeinander angewiesen.

 

Forschende der WSL und ihre Kolleginnen und Kollegen in Deutschland haben herausgefunden, dass Tannenhäher die Samen auch an Orten verstecken, die für das Arvenwachstum weniger gut geeignet sind, wie zum Beispiel in trockenen Böden. Denn wenn die Samen nicht keimen, sind sie länger als Futter verfügbar.

 

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