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15.02.2023 | Majken Grimm
Das Reh, das Gänseblümchen und den Fliegenpilz kennen wir schon lange und haben ihnen Namen gegeben. Doch das gilt noch lange nicht für alle Lebewesen auf der Erde. Forschende entdecken immer wieder neue Arten.
Das Wichtigste in Kürze:
- Manchmal finden Forschende eine neue Art per Zufall. Manchmal suchen sie aber auch gezielt danach.
- Forschende untersuchen neue Arten genau, um zu zeigen, was sie ausmacht und von anderen Arten unterscheidet.
- Anschliessend schreiben sie einen Artikel für eine wissenschaftliche Zeitschrift darüber. So erfahren auch andere Fachleute von dem Fund.
Viele Insektenarten hat noch niemand entdeckt. Sie werden leicht übersehen, weil sie so klein sind. Über grössere Tiere weiss man zwar vergleichsweise viel. Aber auch unter ihnen finden die Fachleute immer wieder neue Arten. So entdeckten Forschende 2019 in Schweizer Wäldern Fledermäuse, die zwar aussahen wie Fransenfledermäuse, aber gar keine waren. Sie tauften die neue Art «Kryptische Fledermaus». Das heisst so viel wie versteckte Fledermaus.
Auch bei den Pilzen gibt es noch viele neue Arten aufzuspüren. Pilzforscher Andrin Gross von der WSL hat uns von seiner neusten Entdeckung erzählt.
Ein unbekannter Pilz auf einem Fichtenzapfen
Es war ein Zufallsfund. Als Andrin über das Gelände der WSL ging, sah er an einer Fichte kleine Zäpfchen, die mit einem merkwürdigen, schüsselförmigen Pilz übersät waren (siehe Foto). Den hatte er noch nie gesehen. Also fragte er Fachleute um Rat, die sich mit dieser Art von Pilzen bestens auskennen sollten. Doch niemand kannte den Pilz. Auch in Online-Datenbanken und in Fachbüchern fand er nichts über ihn. Es musste sich also tatsächlich um eine neue Art handeln, die der Wissenschaft bis dahin noch unbekannt war.
Damit auch andere Fachleute von diesem Fund erfahren, schrieben Andrin und seine Kollegen über den Pilz einen Artikel für eine wissenschaftliche Zeitschrift. Nur wenn ein solcher Artikel veröffentlicht wird, ist es offiziell, dass man eine neue Art gefunden hat und man darf ihr einen Namen geben.
Für den Artikel mussten sie den Pilz genau beschreiben und beweisen, dass er sich von anderen Arten unterschied. Also schauten sie ihn sich unter dem Mikroskop genau an und untersuchten auch das Erbgut. Denn das Erbgut unterscheidet sich von Art zu Art (siehe Box).
Mindestens ein Exemplar des Pilzes muss getrocknet und in einem Fungarium hinterlegt werden. Das ist eine Sammlung von getrockneten Pilzen. Forschende, die einen ähnlichen Pilz finden, können ihn mit dem Exemplar im Fungarium vergleichen.
Um herauszufinden, was der Pilz zum Leben braucht, machten sich Andrin und seine Kollegen auf die Suche nach weiteren Exemplaren. In den Bergen fanden sie welche, und zwar immer nur auf männlichen Fichtenzäpfchen – der neu entdeckte Pilz ist also auf diese spezialisiert!
Systematische Suche
Manchmal entdecken Forschende auch neue Arten, wenn sie das Erbgut von Tieren, Pflanzen oder Pilzen untersuchen, die zu bereits bekannten Arten gehören. Denn ab und zu finden sie dabei heraus, dass deren Erbgut doch so anders ist, dass es sich um eine andere Art handeln muss. So war es bei der Kryptischen Fledermaus.
Teilweise gehen Forschende aber auch gezielt los, um neue Arten zu suchen. Sie konzentrieren sich dann oft auf eine Artengruppe, mit der sie sich besonders gut auskennen. Von dieser fangen oder sammeln sie viele Exemplare, die sie dann genau untersuchen. Mit etwas Glück sind neue Arten dabei.
Eine oder zwei? Wie man Arten voneinander abgrenzt
Ob zwei Tiere, Pflanzen oder Pilze zur selben Art gehören, ist nicht immer einfach zu beantworten. Dalmatiner, Pudel und Chihuahuas sehen ganz unterschiedlich aus, gehören aber biologisch gesehen alle zu einer Art: Es sind Hunde. Dagegen sieht die Kryptische Fledermaus der Fransenfledermaus so ähnlich, dass man lange gar nicht merkte, dass es sich um zwei verschiedene Arten handelt. Wie finden Forschende also heraus, ob sie wirklich eine neue Art gefunden haben?
Sie müssen dazu mehrere Dinge anschauen:
